Verfasst von: Medienblogger | 25. Januar 2009

Wetten dass: Gottschalk serviert Scheiße

Was wurde im Vorfeld nicht alles gemutmaßt: Wenn bei RTL um 22.30 Uhr das Dschungelcamp startet, könnten die ZDF-Fernsehzuschauer von „Wetten dass“ in Scharen zum RTL-Dschungelcamp überlaufen. Abgesehen davon, dass Moderator Thomas Gottschalk seine Sendung pünktlich hätte beenden können, hatte das ZDF weitere Vorkehrung getroffen, um das Publikum auf der Suche nach maximalem Ekel am Umschalten zu hindern .

Zwei Tierpfleger hatten sich angeboten, verschiedene Exkremente einer Auswahl von Tieren mit verschlossenen Augen nur am Geruch zu erkennen. Diesem Wettangebot konnte das ZDF nicht widerstehen, so dass man ungläubig staunend zusehen konnte, wie zwei Menschen live und in Farbe ihre Riechorgane über Riechendes steckten und genüsslich schnüffelten.

So versuchte man beim ZDF noch, der Wette einen möglichst sterilen Anstrich (die Scheiße wurde von Gottschalk auf Silberplatten serviert) zu geben und den neuen Ekelfaktor als pädagogisch wertvoll zu verkaufen (Gottschalk: „Es soll natürlich für unsere Zuschauer auch so interessant wie möglich sein, damit man eben auch nicht nur mal sieht, wie die Tiere aussehen, sondern was auch eben dann raus kommt“).

Doch statt wie erhofft zu zeigen, wie öffentlich-rechtliches Qualitätsfernsehen in 2009 aussehen kann (Gottschalk: „Jetzt laufen wir gegen den Dschungel. Euren Scheiß können wir schon lange“), kam am Ende eben nicht viel raus. Glücklicherweise entpuppte sich wenigstens Wettpate Michael Mittermeier als Stinker: Verweigerte er doch zuerst angesichts der Kack-Wette einen Wetteinsatz (Gottschalk interpretierte das als „Nein, sie schaffen es nicht“), um nach Wett-Ende Gottschalk vor laufender Kamera zu kritisieren („Nein, so was macht man nicht. Da draußen schauen 3 Millionen Menschen zu“). Dieser sah darüber hinweg und nötigte den Comedian, ein täuschend ähnlich aussehendes Mousse au Chocolat zu verkosten.

Was hat es letztlich gebracht? Weder hat das ZDF mit seiner Ekel-Wette verhindern können, dass die werberelevante Zielgruppe der 14-49-Jährigen mehrheitlich zu RTL umschaltet, noch konnte man einen wieauchimmergearteten Qualitätsanspruch untermauern. „Wetten dass“, gerne als Flaggschiff der Samstagabendunterhaltung des deutschen Fernsehens bezeichnet, ist nur noch eine unter vielen Unterhaltungssendungen. Zum Kotzen, oder?

Update [Sonntag, 25.1.2009, 19:45 Uhr]: Die CSU-Politikerin Angelika Niebler, Mitglied im Fernsehrat des ZDF, protestiert gegen die Ekel-Wette und möchte sie zum Thema in den Leitungsgremien des Senders machen (Quelle)


Antworten

  1. In der Tat: Wetten dass ist eine von vielen Sendungen und vom öffentlich-rechtlichem Niveau kann schon lange keine Rede mehr sein. Es ist doch immer wieder interessant zu sehen, wie sich Anbieter, wenn sie sich von Mitbewerbern in die (Qouten-) Ecke gedrängt fühlen, derart kindisch verhalten. Anstatt mit RICHTIGER Qualität eine hochwertige Sendung hinzulegen, begibt sich das ZDF auf da Niveau eines der privaten Sender herab. Der Gipfel ist jedoch, das mit dem „Bildungsauftrag“ argumentiert wird und so eine „Scheißwette“ als ligitim hingestellt wird. Traurig – dafür bekommen die viel zuviel Geld! Leider auch noch von uns GEZ – Gebührenzahlern…

  2. Wetten dass hat sich offiziell und
    freiwillig als Scheiss-Sendung abgestempelt. Irgendwie erinnert die
    gestrige Scheisse am Tablett und Tisch
    an den Kinofilm ‚Sodom und Gomorroh‘
    besonders nach dem rosenen Aufmarsch
    einer Schwulentruppe und es ist ja
    fast schon schade dass der Moderator
    sich nicht noch mehr laecherlich
    machen musste und der Bub das auf
    allen Vieren-Laufen nicht gewann.
    War auch ungerecht, denn je kleiner
    und kuerzer um so mehr Zeit braucht man. Absichtlich ausgesucht ?
    Bravo an den Komiker Mittermeier der
    bei der ganzen Scheisse nicht mitmachen wollte. Letztendlich musste
    er doch noch Tribut zahlen, denn so
    manche erfolgreiche Laufbahn kann
    rasch zu Ende sein wenn einer all zu
    kritisch ist.

  3. […] Medienblogger hat das ganze Elend gut beschrieben: Zwei Tierpfleger hatten sich angeboten, verschiedene […]

  4. Was will denn die Welt? Frollein Siegel kann doch nicht in jeder Show auftreten. Bisschen Geduld bitte.

    Obwohl es geruchstechnisch sicher schon eng rankam.

  5. Ok, ich habs selbst nicht gesehen, aber das was ich gelesen habe ist schon ekelhaft… und dann wollen die Öffentlich-Rechtlichen noch die GEZ Gebühren erhöhen???

  6. Erst mit Reich-Ranicki über Niveau in den öffentlich-rechtlichen diskutieren, und dann solch eine Sendung. ZDF, du tust mir leid.

  7. Verstehe die Aufregung nicht ganz. Ich persönlich halte die Scheisse am Tablett für weniger bedenklich als die Scheisse auf der Gäste-Couch.

  8. Ihr alle habt es auf den Punkt gebracht!
    Als öffentlich rechtlich mit Bildungsauftrag und unseren Gebühren (GEZ)in der Hinterhand, zukünftig vielleicht mit noch mehr Werbung sowie tausentfachen Wiederholungen, ist das alles sehr bedenklich. Wenn das weiter abdriftet, sollte man über eine Gebührensenkung bei der GEZ nachdenken. Ich bin nicht mehr bereit, für schlechte Ware einen hohen Preis zu bezahlen. In diesem Sinne…

    J.-M.R.

  9. sehr schade das ganze…wenn jetzt sogar die rechtlich-öffentlichen auf ein solches niveau zurückgreifen, dürfte es mit der fernsehlandschaft in deutschland bald nicht mehr allzu weit her sein…

    liebe grüße,
    lc

  10. Zur Überschrift:
    Wo ist die Neuigkeit?

  11. Zugegeben: die Diskussion über das Niveau ist ja beinahe schon so alt wie das Medium selbst. Wer Medienwissenschaft studiert, kennt die Debatte um Adorno, Horkheimer, Benjamin und andere.

    Aber natürlich hat #6 rechtt: Gerade weil das ZDF sich auf die Debatte mit Reich-Ranicki publikumswirksam eingelassen hat (und Thomas Gottschalk war Urheber), darf man meiner Meinung nach nun nicht darüber hinwegsehen. Die Wette war nicht nur eklig, sondern so provokant, dass jede Debatte von vorneherein ausgeschlossen war.

    Es stimmt eben nicht, wenn Gottschalk meint, er habe „seit Jahren auf diese Wette gewartet“. Alles spricht dafür, dass es sich hier wirklich darum gehandelt hat, mit Ekel Quote zu machen (etwa die Positionierung am Ende der Sendung, während anderswo der Dschungel begann).

    Muss man also Wege finden, um das öffentlich-rechtliche Fernsehen daran zu hindern, sich ausschließlich an der Quote zu orientieren? Ist die Quote das einzige Kriterium, das einen gesamtgesellschaftlichen Programmauftrag widerspiegeln kann?

    Aber, wenn wir andere Indikatoren heranziehen, laufen wir dann Gefahr, unser Fernsehen zu einer Eliteveranstaltung zu machen? Aber wo soll man so etwas diskutieren, wenn doch das Dilemma darin besteht, dass das Fernsehen diese Debatte nicht im Fernsehen führen kann?

    Insofern hat #10 Recht: Nichts ist neu, und deshalb ist es gut, dass wir darüber schreiben, reden, diskutieren.

  12. Genau! Und überhaupt liebe ich es, wenn ich Recht habe. 😉
    Aber im Ernst: Genau weil es schon hundert- und tausendfach gesagt ist, aber nichts sich zum Besseren wendet, sollte man nicht aufhören mit dem Geschimpfe.

  13. Fest steht, dass Gottschlak vor nichts und niemandem Respekt und keinen Stil hat. Dahinter muss ein Team stehen, welches das gleiche Gedankengut vertritt. Der Auftraggeber (ZDF) glaubt sich über Ethik und Moral sowie Anstand gegenüber den Zuschauern keine Gedanken machen zu müssen – solange die Quote stimmt. Da es sich um einen öffentlich-rechtlichen Sender handelt, wäre die Politik zum Einschreiten aufgefordert.


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